Ca. 50 Personen üben das Beteiligungsformat Fishbowl in einem Turnsaal.

Bürgerrat

Der Bürgerrat ist ein innovatives Partizipationsverfahren, das es möglich macht, rasch und unkompliziert‚ "ganz normale Menschen" dafür zu gewinnen, sich mit lokalen Themen zu beschäftigen und gemeinsam konstruktive Lösungen auszuarbeiten. Dazu wird eine Gruppe von 10 – 18 zufällig ausgewählten Personen aus einem Ort eingeladen. Gemeinsam werden 1,5 Tage lang Vorschläge, Lösungen und Projektideen zu einer bestimmten Fragestellung erarbeitet, die empfehlenden Charakter haben und danach der Öffentlichkeit präsentiert werden.

Aufgrund der Zufallsauswahl handelt es sich bei den Teilnehmenden um Menschen mit Alltagswissen, die über keinerlei spezielle Expertise oder Qualifikationen verfügen. Um ein möglichst repräsentatives Abbild der Gemeinde zu gewährleisten, werden Kriterien wie Alter, Geschlecht und Wohnort in der Auswahl berücksichtigt. Die TeilnehmerInnen des Bürgerrats sind eingeladen, bestimmte Themen und Fragestellungen zu diskutieren, Herausforderungen aus ihrer Sicht aufzuzeigen und Lösungsideen zu erarbeiten. Inhaltlich wird der Bürgerrat weder angeleitet, noch in irgendeiner Weise gesteuert. Moderiert wird er anhand der lösungsorientierten Methode "Dynamic Facilitation".

Demokratie braucht Beteiligung

Die "Möglichkeit zur Diskussion und zum Dialog ohne parteipolitischen Hintergrund", die "unkomplizierte Chance zur Mitgestaltung der eigenen Gemeinde" und "Demokratie direkt leben zu können". Das ist die Motivation vieler der TeilnehmerInnen an einem Bürgerrat. „Wenn man sich nicht beteiligt, kann man auch nichts verändern“ oder "Ich habe mit der Politik schon abgeschlossen, aber da mache ich gerne mit", brachten es BürgerratsteilnehmerInnen auf den Punkt.

Die Ergebnisse werden üblicherweise nach dem Bürgerrat in einer Veranstaltung - dem "Bürgercafé" - der Öffentlichkeit präsentiert. Nach dem Bürgercafé löst sich der Bürgerrat wieder auf. Im oberösterreichischen Modell sind die Ergebnisse des Bürgerrats gleichzeitig auch die inhaltliche Grundlage für die Weiterarbeit im Agenda 21-Prozess der Gemeinde. Dabei ist die gesamte Bevölkerung eingeladen, die erarbeiteten Schwerpunkte und Themen zu diskutieren, weiterzuentwickeln und danach auch Projekte umzusetzen.

35 Bürgerräte in Oberösterreich

Österreichweit führend bei den Bürgerräten ist das Land Vorarlberg, das den Bürgerrat seit 2006 im deutschen Sprachraum maßgeblich erprobt und weiterentwickelt hat. Seit 2014 ist der Bürgerrat auch in Oberösterreich fest im Agenda 21-Fördermodell verankert. Bisher wurden in Oberösterreich bereits 35 Bürgerräte im Rahmen von lokalen oder regionalen Agenda 21-Prozessen durchgeführt. Aber auch zur Bearbeitung von landesweit relevanten Themen wurden bereits Bürgerräte abgehalten, beispielsweise um BürgerInnen bei der Erstellung des Landesumweltprogramms miteinzubinden oder zu den Themen Bildung der Zukunft oder Integration und Asyl.